Friday, April 13, 2012

Die Cook Islands oder auch das Paradies

Ich habe schon vorher viel von den Cook Inseln, die irgendwo im Pazifik zu finden sind, gehoert und daher auch schon hohe Erwartungen gehabt. Zurecht.
Ich kam mitten in der Nacht an am Flughafen von Rarotonga der Hauptinsel. Alle hatten Hawaiiblumen im Haar und haben die Touristen auch um 2 Uhr nachts noch mit Live Musik gegruesst. Die Zoll- und Sicherheitskontrollen waren auch eher Schein (als ich sagte, dass ich Wanderschuhe dabei hatte, bekam ich zur Antwort "Aber die sind doch sauber,oder?" und obwohl ich sogar Wurst aus Neuseeland dabei hatte, wurde ich einfach durchgewunken).
Schon auf den Weg zum Hostel bekam ich nen kleinen Eindruck vom Inselleben. Zur Begruessung wurde mir eine Papaja geschenkt, die Strassen waren aeusterst holperig, was aber fuer die ueberwiegend Rollerfahrer kein Problem ist, und lauter Strassenhunde, die weder bellen noch aggresiv sind.
Ich bin dann gleich im Bett verschwunden und konnte es kaum erwarten endlich aufzuwachen und den Strand zu sehen.
Mein Hostel war auch dirket am Strand. Ich konnte von meinem Bett aus aus dem Fenster auf die Lagune gucken und mir so jeden Morgen den Sonnenaufgang angucken oder mich wieder umdrehen, falls das Wetter nicht so dolle war. Ich bin am ersten Morgen aufgestanden um konnte es gar nicht fassen. Obwohl unser Strand relativ touristisch war, war kaum jemand am Strand. Das Wasser war tuerkis, der Sand nahezu weiss, ueberall Palmen und Kokosnuesse, kleine Inseln in der Lagune und in der Ferne das Riff. :) WOW!

Man muss sich das so vorstellen, dass die komlette Insel von einem grossen Riff umgeben ist. Dort brechen die Wellen, ist der Ozean und tummeln sich die Haie. In der Lagune allerdings, also in dem tuerkisen, flachen Wasser zwischen Riff und Insel, kann man nur Muscheln, lauter Seegurken, ein paar Korallen und vielleicht eine Schildkroete finden. Man muss also keine Angst haben, beim Schnorcheln gefressen zu werden.
Mein Hostel
Mein Blick vom Bett
Sonnenaufgang
Mein Hostel hat sich also als richtiger Gluecksgriff herausgestellt. Alle anderen Touristen (also eigentlich nur Paare, weil es ja sooooo unglaublich romatisch ist) haben in ihren dicken Resorts locker 400$ fuer die gleiche Location hingeblaettert, waehrend ich in meinem Schlafsaal (ohne Hochbetten!) nur 25$ bezahlt habe. Gut dafuer hatten die dann schoene Badezimmer und mussten sich wahrscheinlich auch nicht mit Bettlaeusen rumquaelen, aber man kann ja nicht alles haben.

KITEN!
Ich sitz da also so an meinem ersten Tag am Strand, kann noch gar nicht richtig glauben, dass ich jetzt da bin, und beobachte Kitesurfer. Es war schon ganzschoen windig und die Bedingungen zum Lernen sind in dem warmen, flachem, nichtwelligen Wasser ideal. Und das war schliesslich schon immer einer meiner Traeume. Ich ging also zu den beiden Kitelehrern rueber und erkundigte mich nach den Preisen. 10 Minuten spaeter habe ich meine erste Kitestunde :) Und es war klasse. Ich musste nicht einmal einen Neoprem im Wsser tragen und es hat einfach nur Spass gemacht. Die ganze Zeit ueber musste ich an Leonie und Steffen, meine Freunde, die sich zum Kiten in Australien rumtreiben, denken. Sie waeren einfach nur zu neidisch gewesen, haetten sie das sehen koennen.
Tja, leider hat danach der Wind nachgelassen und obwohl ich jeden Tag auf etwas Wind gehofft habe, blieb es bei dieser ersten Stunde :/.

Schon nach nur zwei Tagen verliefen die Tage ineinadner, weil man jeden Tag das Gleiche macht, so viel kann man auf so einer kleinen Insel ja auch nicht machen. Ich bin jeden Morgen frueh aufgestanden, habe einen Strandspaziergang gemacht, frische Fruechte zum Fruehstueck gegessen, am Strand gelegen und gelesen. Richtige Urlaubsstimmung. Was ich nur nicht bedacht habe ist, dass ich mich ja in den Tropen befinde, wo alles super gruen ist, das Wetter also gar nicht nur perfekt sein kann, denn es muss ja auch ordentlich viel regnen. Das ist  mir aber spaetestens am zweiten Tag aufgefallen, denn ich wollte nur kurz zur Toilette, da fing es an zu schuetten. Und zwar richtig! Da ich keine Lust hatte, mich durch die Sturzbaeche zurueck zum Zimmer zu kaempfen, sass ich eine glatte Stunde auf dem Klo fest. Man hat ja Zeit im Paradies. Es hat jeden Tag geregnet, meistens zwar kurz, aber dafuer heftig, es ist also nicht nur alles paradiesisch.

Wenn man einmal etwas unternehmen wollte, hat man sich einen Roller gemietet. Das ist die ideale Weise die Insel richtig zu erkunden, weil man nicht auf die Busse angewiesen ist, die mal fahren und manchmal auch nicht oder mit einer Stunde Verspaetung. Also habe auch ich mich mal auf so nem Roller versucht und ich muss schon sagen, nachdem ich beim ersten Versuch beinahe ins Meer gefahren waere, ging es ganz gut. Man musste sogar einen "Fuehrerschein" dort machen. Also man musste die Strasse hoch und runter fahren, durfte dafuer 20$ bezahlen und hat dafuer einen sehr unecht aussehenden Fuehrerschein bekommen. Den duerft ihr euch gerne in ein paar Wochen angucken, wenn ihr wollt.
Ein Gefuehl der Freiheit
Ich habe mir also auch mal einen Roller gemietet,beim Mietvertrag unterschrieben, dasss ich das gute Fahrzeug nicht unter einer Kokosnuss parke,und auf ging das Insel Abenteuer. Ohne Helm, lange Hose, Schuhe oder Vernumpft :) das ist das wahre Inselleben :)

Samstags war immer DER Wochenmarkt. Man konnte frische Fruechte, Krimskrams und gutes Essen kaufen. Und das Essen war sehr gut. Ausnahmsweise einmal erschwinglich und wirklich lecker. Es war ueberwiegend lokales Essen, also frischer Fisch mit Papaja- oder Mangosose und Reis. Zum Nachtisch dann Bananen- oder Kokoskuchen ... mhhh ... man konnte sich natuerlich auch immer einfach so eine Kokosnuss oder selbstgemachte Saefte zum trinken kaufen.

ein typischer Stand
mhhh ... lecker

Einen Sonntag war ich dann in der Kirche. Nicht, weil mir aufgefallen ist, dass mein letzter Krichgang schon eine Weile her ist, sondern weil ich gehoert habe, dass es im Anschluss Fruehstueck fuer alle umsonst geben soll. So war es dann auch. In der Kriche hatten alle Anzug oder Sonntagskleid an (ausser die Backpacker natuerlich) und die Frauen haben wunderschoene Strohhuete getragen. Zwar gab es keine Orgel, nur ab und zu wurde Musik mit Lautsprechern abgespielt, die brauchte man aber auch nicht, weil die Leute richtig gesungen haben. Also nicht nur so ein Gemurmel wie in deutschen Gottesdiensten sondern richtiger lauter Gesang, der teilweise schon ins Schreien ueberging. Alle kannten auch die Texte, die nur teilwiese mit einem Projektor an die Wand gestrahlt wurden, und haben mehrstimmig gesungen, was sehr beeindruckend klang. Der Gottesdienst wurde in Englisch und in der Einheimischensprache abgehalten, doch obwohl uns netterweise eine Bibel geliehen wurde um die Psalmen mitzulesen, haben wir nichts verstanden. Nach nur einer Stunde stillsitzen wurden wir dan nahezu genoetigt zum gemeinsamen Fruehstueck zu kommen. Und bei freiem Essen sagen arme Reisende ja nie nein. 
Wir haben uns also kurz vorgestellt, wurden herzlich willkommen und haben leckeren Kuchen und Sandwiches bekommen. Eine Frau hat mich sagar angesprochen mit eher gebrochenen Englisch und mir erzaehlt, dass ihr Urgrossvater Deutscher war und sie daher etwas "weiss" waere. Wobei ich das "etwas weiss" nicht so richtig erkennen konnte.


ein richtig toller Hut
Einen Samstag Abend bin ich dann mit einigen vom Hostel in die 8 km entfernte Stadt gefahren. Obwohl die Insel relativ klein ist (die Strasse um die Insel herum ist 32km lang), gibt es einen richtigen Nachtclub. Nachdem wir uns erst in einer Bra Insel Livemusik angehoert haben, sind wir dann mal darein.Und obwohl die Insel sehr touristisch ist, waren wir die einzigen Weissen. Dementsprechend fielen wir auch gleich auf und wurden angesprochen und gefragt, wie uns denn so ihre Insel gefaellt. Alle sind echt sehr offen.
Gegen 11:30 Uhr wurde der Club sogar voll, doch leider wurden schon um 12 die Tore geschlossen, den schliesslich ist ja dann Sonntag, also nichts mehr mit feiern oder irgendwo Alkohol kaufen. Aber obwohl die meisten Insulaner nur eine Stunde da waren, wurde sich richtig aufgebrezelt und richtig getanzt. Der Hueftschwung liegt denen wirklich in den Genen und gelingt auch wenn sie einen uebergrossen Hintern haben, da hab ich mich schon gar nicht mehr auf die Tanzflaeche getraut. Nur der Nachhauseweg war etwas beschwerlich, denn der letzte Bus fuhr schon um 11, aber wir wollten uns ja nicht die beste Stunde entgehen lassen. Also war per Anhalter Fahren oder ein langer naechtlicher Strandspaziergang angesagt. Ich habe dann ein Maedchen gefragt, ob sie uns mitnehmen koennte und obwohl sie zur anderen Inselseite musste,  hat sie sofort ja gesagt. Das wuerde einem in Europa nicht passieren. Klasse.

Ich habe dann spontan noch einen Flug nach Aitutaki gebucht. Das ist eine weitere Insel, die noch etwas abgelegener und schoener ist. Ich warte also auf den Bus zum Flughafen und weil auf die Busse hier nicht so verlass ist, nehme ich schon einen Bus frueher. Oder wollte ich zumindest. Der kam aber nicht und der naechste auch nicht. Da stand ich dann also um 5:15 Uhr, mein Fleiger ging um 6 Uhr und die Busfahrt dauert 30min. Manchmal ist Inselzeit halt schon etwas nervig. Ich habe dann einen aus meinem Hostel gefragt, ob er mich mit dem Roller fahren koennte und so ging es in Hoechstgeschwindigkeit und mit riesen Rucksack Richtung Flughafen.
Dort angekommen musste ich weder meinen Pass zeigen noch mein Flugticket, der Nachname hat schon gereicht. Sicherheitskontrollen gab es auch nicht und so bin ich ohne einmal ueberprueft zu werden zum Flugzeug gegangen. Das war uebrigens gar nicht mal so klein mit 35 Sitzen. Ich nehme also Platz und freue mich, es noch rechtzeitig geschafft zu haben. Doch noch bevor wir uns zum Rollfeld aufmachen, kommt die Stewardess auf mich zu. Ich denke schon "Was ist denn jetzt kaputt?!", als sie mich fragt, ob ich nicht vorne sitzen moechte. Ich dachte erst, sie meinte weiter vorne im Flieger und sagte natuerlich ja. Doch sie meinte ganz vorne, also im Cockpit :)!!!
ein komisches Gefuehl
Ich konnte es gar nicht glauben, so sass ich neben dem Captain ohne auch nur das Handgepaeck gecheckt bekommen zu haben! Ich sitz dort also mit einem Headset auf und habe nen Kloenschnack mit dem Captain und dem Copiloten. Die beiden haben mich gefragt, ob ich vorne sitzen wollte, weil ihnen der 45 minuetige Flug schnell langweilig wird. Manchmal ist es schon vom Vorteil jung, weiblich und der einzige Tourist an Board zu sein. Es hat sich dann sogar herausgestellt, dass der junge und aeusserst gutaussehende Copilot sogar am Vorabend auf der gleichen Party wie ich war. So eine Insel ist wirklich einfach zu klein.
Der Copilot und ich
Es war ein komisches Gefuehl beim Start vorne zu sitzen. Obwohl ich schon oft geflogen bin, war es doch ganz anders, beinahe wie Achterbahnfahren und ich hatte schon ein Kribbeln in der Magengegend. Ich hatte wirklich den perfekten Blick auf einen Sonnenuntergang ueber den Wolken und auf Aitutaki mit seiner grossen Lague und den vielen Inseln und Sandbaenken. Ein Highlight einer Reise.

ein traumhafter Sonnenuntergang
die Lagune von oben, links kann man das Riff sehen
Auf Aitutake angekommen wurde ich dann von meiner Gasthausbesitzerin abgeholt und das Gasthaus war super suess. Es war eigentlich ein ganz normales Familienhaus mit vielen Gaestezimmer. Ausser mir schlief da noch ein Schweizer und ein Suedafrikaner. Ich hatte sogar zum ersten Mal waehrend meiner ganzen Resiezeit ein Zimmer fuer mich! Was fuer ein Luxus ....
Mit dem Schweizer David bin ich dann auch gleich los zur einzigen Bar auf der ganzen Insel. Auf dem Fussweg dorthin konnte man schon sehen, dass die Leute hier wriklich nicht reich waren. Es hungert niemand, weil man immer Fischen kann und alle Fruechte im Garten hat, doch die Haeuser sind schon sehr baufaellig und teilwiese heruntergekommen. Trotzdem hat jeder immer ein Laecheln im Gesicht, ist hoeflich und hilfsbereit und bietet einem sofort eine Mitfahrgelegenheit an, wenn man zu Fuss unterwegs ist. Eine tolle Lebenseinstellung, die ich hoffentlich nicht so schnell wieder vergessen werde.
Aitutakis Bar
Die Bar war dann eher ein grosses Zementgeruesst (immerhin hurricanesicher) und auch der Boden war haeufig einfach Sand. David und ich waren dann auch wieder die einizgen Weissen und wurden sofort gefragt, ob wir verheiratet waeren. Es kommen sonst wirklich nur Paare zu den Inseln und Backpacker sind die absolute Ausnahme. Es war total witzig, auch wenn die Musik eher an das letzte Jahrzehnt erinnerte. Doch um 11:30 Uhr hat die Bar schon geschlossen und um 12 Uhr ging dann auch die Musik aus. In Deutschland ist um 12 Uhr noch niemand im Club.
Inselbier
Wir wurden dann auf eine Afterparty eingeladen. Ich kannte dort neimanden, wusste nicht, wo ich bin (wie auch, ich hatte von der Insel ja auch keine Ahnung). Doch alle waren super nett, haben mir ihr einheimisches, leckeres Essen aufgeschwatzt und mir selbstgebrautes Inselbier angeboten. Das war soagr echt lecker. Fuer alle Zuhausegeblieben klingt das jetzt sicher komisch, aber hier muss man sich da wirklich keine Sorgen machen. Die Menschen sind einfach viel netter und was man hat, wird geteilt, auch mit Touristen. Und das auch ohne boese Hintergedanken. Es wurde auch viel Gesungen, doch auch dort konnte ich wenig beeindrucken. Es wurden Partylieber in Insel-Maori also der Einheimischensprache gesungen. Es hat mich etwas an den Gottesdienst erinnert, aber es war super cool anzuhoeren. Ich bin froh, dass ich die Einladung zur Party angenommen habe.

Mit David und dem Suedafrikaner habe ich dann die naechsten Tage Ausfluege zu einsamen Inseln gemacht. Wir haben ein Wassertaxi genommen und uns einfach fuer den ganzen Tag irgendwo absetzen lassen. Das war das Beste, was ist je machen konnte. Wir waren wirklich die Einzigen auf den Ineln fuer den ganzen Tag. Wenn wir hungrig wurden, haben wir uns einfach eine Kokosnuss geoeffnet. Den Rest des Tages lagen wir im Schatten oder waren Schorcheln im wunderbaren tuerkisen Wasser. Es war echt schoener als im jedem Katalog und ich kann verstehen, wieso dort so viele heiraten oder Filmserien wie "Survivor"gedreht werden. Ein Traum und wenn ich jetzt daran denke, bekomme ich schon Sehnsucht nach meinen Trauminseln ... ach ...

Ich habe  mich in eine Resorthaengematte geschmuggelt

Strand auf Aitutaki

Ein Traum

leider regnet es auch auf Trauminseln

eine unserer Tagesinseln
komischerweise war auf dieser Insel ein Wildkatze

 
Danach zurueck nach Rarotonga zu kommen, war schwer. Rarotonga ist auch wunderschoen aber nach Aitutaki halt nicht mehr perfekt. In Rarotonga sieht man meistens mindestens ein oder zwei Personen am Strand. Ich weiss, meine Ansprueche sind schon hoch. Dafuer war es aber toll zurueck zum Hostel zu kommen, wo ich viele kannte und es sich dadurch schon fast angefuehlt hat, wie nach Hause zu kommen.
Dort haette ich wirklich noch ewig bleiben koennen und der Abschied ist mehr sehr schwer gefallen. Nach solch paradiesischen Zustaenden und netten Leuten in die USA, wo der Konsum herrscht, ueberall Autos sind und kein Mensch Zeit hat und sich sowieso nicht fuer dich interessiert ?!?!?!
Wer wuerd da nicht leiber im Paradies bleiben?

No comments:

Post a Comment